Am 06.September um 5 Uhr morgens erfolgte der Start beim ICON Extreme Triathlon in Livigno. Es war noch tiefe Nacht, kein bisschen Helligkeit am Himmel. Der 14 Grad kalte See war ehrlich gesagt
alles andere als einladend und die 3 Bojen des 4 km langen Schwimmkurses nur sehr spärlich beleuchtet. Aber es nützt nichts, ich war hier ja freiwillig, also rein da ins eiskalte Nass. Die ersten
paar Hundert Meter waren wirklich die Hölle. Das kalte Wasser und die dünne Luft auf 1800 Metern Höhe führten dazu, dass ich mich wirklich schwer tat, ruhig zu atmen. Als alle anfingen, wild vor
sich her zu strampeln, rutschte mir mehrfach die Brille von den Augen und ich verlor einen meiner beiden Neoprensocken. Nach etwa 500 Metern war endlich ein bisschen Platz. Ich konnte mit langen
Kraulzügen meine Atmung beruhigen und kam in meinen Rhythmus. Die Orientierung im pechschwarzen See war wirklich schwierig. Die Wendebojen waren winzig klein und 2 km weit entfernt kaum zu sehen.
So gerade wie möglich kraulte ich weiter und versuchte den Gedanken an die Kälte zu verdrängen. Nach 1h15 war das Ufer endlich erreicht und ich wankte in die Wechselzone.
Meine Freundin Anke nahm mich in Empfang und half mir aus dem nassen Neo und rein in die dicken Radklamotten, die es aufgrund der noch kalten Außentemperaturen benötigte. Die Radstrecke war voll
mein Ding. Es ging über 6 Alpenpässe, darunter der Berninapass und das Stilfserjoch. Das Wetter war sehr gut, nicht zu warm und nicht zu kalt. Mit Anke und meiner Schwester Janina hatte ich zwei
Supporterinnen, die einen perfekten Job machten, mich jederzeit bei Laune zu halten sowie auf dem Rad mit Essen, Trinken und der richtigen Kleidung zu versorgen. Die Radrunde machte tierisch
Spaß. Leider entwickelten sich auf halber Höhe des Stilfserjochs starke Knieschmerzen und mir kamen Zweifel, ob ich mit diesen Schmerzen später würde laufen könnte.
Nach 200km und knapp 5000 Höhenmetern war die Radstrecke geschafft und es ging rein in die Laufschuhe. Da sich die Wechselzone auf dem Passo Eira befand, mussten wir zunächst einen Downhill
runter nach Livigno laufen. Das war für mein angeschlagenes Knie natürlich sehr unangenehm. Im Tal angekommen, wechselte ich direkt von den Trailschuhen in meine gut gedämpften
Trainingslaufschuhe. Mit diesen konnte ich eine angenehme Pace laufen, war aber sehr froh darüber, dass Anke mich alle paar Kilometer mit Cola und aufmunternden Worten in Empfang nahm. Bei km25
war mein Solo-Lauf beendet, denn von dort an sah das Regelwerk vor, dass ich nur in Begleitung die letzten 12 Kilometer ins Ziel auf 3.000 Metern Höhe in Angriff nehmen durfte. Aufgrund einer
Schienbeinverletzung fiel Anke leider kurzfristig für diese Aufgabe aus. Aus diesem Grund war ich sehr glücklich, dass unsere Vereinskollegen Gabi und Jürgen, die sich zeitgleich im Urlaub im
Engadin befanden, sich bereit erklärten, mich auf den letzten 12 km zu begleiten. Sie machten hierbei einen perfekten Job, meine Laune sowie das Lauftempo einigermaßen hochzuhalten.
Nach insgesamt 16 Stunden und 15 Minuten war es endlich geschafft und ich durfte das Zielbanner in die Höhe halten. Das war ein tolles Gefühl, aber vor allem war ich richtig fertig. Die Eindrücke
des Tages kamen mir in den Sinn, vom eiskalten Wasser des Lago di Livigno über das Herunterzählen der Kehren des Stilfserjochs bis hin zum Blick in die sternenklare Nacht auf der Laufstrecke. Es
war ein unglaublicher Tag und ich bin meinem Supporter-Team unendlich dankbar, dass sie mir diese Erfahrung ermöglicht haben.
Euer Jonas
PS: Solltet Ihr Fragen zum ICON XTRI Livigno haben oder Tipps für einen ähnlichen Wettkampf benötigen, zögert nicht mich zu kontaktieren.
Fotos copyright by Jonas